von Karin Zeger
Mehr als 200 Gäste feiern die Eröffnung des neuen Therapiezentrums in der Katharinenhöhe, das größtenteils durch Spenden der Leser-Aktion „Gemeinsam für die Katharinenhöhe“ finanziert worden ist.
Es war eine Punktlandung: Weit nach Mitternacht haben die letzten Handwerker die Räume verlassen, und ein paar Stunden später trafen bereits die ersten Festgäste ein. Nicht umsonst spricht Martin Reiber in seiner Ansprache von einem „kleinen Wunder“. Die gibt es in der Reha-Einrichtung Katharinenhöhe bekanntlich öfter. Nichtsdestotrotz kommt auch dieses mehr als gelegen. „Wir haben’s geschafft – diese Worte hört man in unserem Land nicht mehr so oft“, bekräftigt der Architekt die Herausforderungen, die der Neubau des Therapiezentrums mit sich gebracht hat.
Vom „Katha-Virus“ erfasst
Die Handwerker hätten hier, auf mehr als 1000 Meter Höhe, „Wind und Wettergetrotzt“, die Planer viel Expertise in den Anbau gesteckt („So eine Wellness-Abteilung baut man schließlich nicht jeden Tag“) und die Bauarbeiten von Mitarbeitern sowie Reha-Patienten manchen Kompromiss abverlangt. Der Triberger Architekt gibt diese Einblicke vor einem großen Publikum. Mehr als 200 Gästehaben an diesem Vormittag in der Sporthalle der Katharinenhöhe Platz genommen, um an der Einweihung teilzunehmen. Eltern mit krebskranken Kindern sitzen neben den beteiligten Handwerkern, AWO-Vertreter neben Sponsoren, Mitarbeiter neben Unterstützern aus Politik und Gesellschaft. Alle haben sie das „Katha-Virus“, wie es Bernd Bick formuliert. Er organisiert seit vielen Jahren Lkw-Fahrten für Patienten der Katharinenhöhe und steht am Eröffnungstag ebenso auf der Bühne wie Christiane Eichenhofer und Friderike Jantzen, die seit mehr als drei Jahrzehnten die Tour Ginkgo auch zugunsten der Katharinenhöhe veranstalten.
Die vielen, vielen Leser-Spenden unserer jährlichen Aktion „Gemeinsam für die Katharinenhöhe“ und Zuwendungen aus der Hildegard-und-Katharina-Hermle-Stiftung haben die dringend benötigte bauliche Erweiterung erst möglich gemacht. Die Projektpartner der großen Spenden-Aktion, die seit 2018 läuft – initiiert von Schwarzwälder Bote, Lahrer Zeitung, Neckarquelle, antenne 1 Neckarburg Rock&Pop, Europa-Park, Schwenninger Wild Wings sowie dem Verein „Marianne Mack – Santa Isabell Hilfe für Kinder und Familien“ – sitzen selbstverständlich auch im Publikum. „Sie alle haben uns getragen“, sagt Stephan Maier, Geschäftsführer sowie psychosozialer Leiter der Katharinenhöhe, und blickt dankbar in die Menge. „Was Ihr leistet, macht mich oft sprachlos – und das, obwohl ich gut reden kann“, so Maier gut gelaunt. „Wir sind weiter froh um jeden Cent.“
Im Neubau sind ein komplett neuer Physiotherapiebereich mit fünf Räumen, Büro,WC-Anlagen, Abstell-Nebenräumen, Ferienwohnung sowie eine Wellnessanlage mitSaunen und Dampfbad entstanden. Die Indoor-Spiele- und Kletterlandschaft soll bis Ende des Jahres fertiggestellt sein.
Jeder Spender hätte es verdient, als Namensträger für das Therapiezentrum zu fungieren, so Stephan Maier. Schließlich hat sich das Katha-Team für „Birgitta Hermle Haus“ entschieden. Die Hermle-Stiftung habe die Reha-Klinik in den vergangenen Jahren mit 6,5 Millionen Euro unterstützt, sagt der Geschäftsführer. Aufgrund von Kostensteigerungen und geänderten Anforderungen haben sich die Kosten für das Therapiezentrum von anfangs geplanten sechs Millionen auf rund elf Millionen Euro erhöht.
Seit rund 30 Jahren ist Architekt Reiber für die Reha-Klinik tätig. So unterschiedlich die Baumaßnahmen gewesen seien, eines habe sich nie geändert: die unglaubliche Energie und Schaffenskraft von Stephan Maier. „Manchmal glaube ich, er hat einen Zusatzmotor eingebaut“, meint Martin Reiber verschmitzt. Den symbolischen Schlüssel aus Fichtenholz übergibt er dann gemeinsam auch im Namen seiner Kollegen Christian Kuner und Mona Flaig sowie dem Fachingenieur André Schwarz.
Familien im Mittelpunkt
Trotz Feierlaune werden an diesem Tag die kranken Kinder und ihre Familien nichtvergessen. „Sie stehen bei uns immer im Mittelpunkt“, betont Stephan Maier. Mit viel Mut und noch mehr Herzblut stehen dann Patienten zwischen vier und 25Jahren auf der Bühne, singen, lachen, musizieren, tanzen und berichten von ihren persönlichen Schicksalen – immer begleitet und betreut von Raphael Gottlieb, Musiker und Pädagogischer Leiter in der Katharinenhöhe.
So teilt ein Vater die berührende Geschichte seines dreijährigen Sohnes, der mit Krebs auf die Welt kam und dem im Alter von wenigen Wochen ein Auge entfernt werden musste. „Hier in der Katha ist es möglich, aus dem Schlimmsten noch was Positives zu ziehen. Es gibt immer einen Funken Liebe und Hoffnung. Man ist nie allein.“ Ein junger Mann, Polizeibeamter, schildert, wie ihn Knochenkrebsausgebremst hat. Er sagt: „Die Katha ist nach schwerer Krankheit der perfekte Neuanfang.“ Und für diesen stehen ab sofort für die großen und kleinen Patienten im „Birgitta Hermle Haus“ noch mehr Platz, noch mehr modernste Geräte und noch mehr Komfort zur Verfügung.
Um die Familien und die ganze Katharinenhöhe auch weiterhin zu unterstützen, wird es auch in diesem Jahr ab Mitte Oktober wieder eine Spendenaktion mit unseren Leserinnen und Lesern geben.